CONCOURS GÉNÉRAL DES LYCÉES – SESSION DE 2007
(Classes terminales ES, L et S)
DURÉE: 5 heures
L’usage du dictionnaire est interdit.
Gemeinschaft
Wir sind fünf Freunde, wir sind einmal hintereinander aus einem Haus gekommen, zuerst kam der eine und stellte sich neben das Tor, dann kam oder vielmehr glitt, so leicht wie ein Quecksilberkügelchen (1) gleitet, der zweite aus dem Tor und stellte sich unweit vom ersten auf, dann der dritte, dann der vierte, dann der fünfte. Schließlich standen wir alle in einer Reihe. Die Leute wurden auf uns aufmerksam, zeigten auf uns und sagten: Die fünf sind jetzt aus diesem Haus gekommen. Seitdem leben wir zusammen, es wäre ein friedliches Leben, wenn sich nicht immerfort (2) ein sechster einmischen würde. Er tut uns nichts, aber er ist uns lästig (3), das ist genug getan; warum drängt er sich ein, wo man ihn nicht haben will? Wir kennen ihn nicht und wollen ihn nicht bei uns aufnehmen. Wir fünf haben früher einander auch nicht gekannt, und wenn man will, kennen wir einander auch jetzt nicht, aber was bei uns fünf möglich ist und geduldet wird, ist bei jenem sechsten nicht möglich und wird nicht geduldet. Außerdem sind wir fünf und wir wollen nicht sechs sein. Und was soll überhaupt dieses fortwährende Beisammensein für einen Sinn haben, auch bei uns fünf hat es keinen Sinn, aber nun sind wir schon beisammen und bleiben es, aber eine neue Vereinigung wollen wir nicht, eben auf Grund unserer Erfahrungen. Wie soll man aber das alles dem sechsten beibringen, lange Erklärungen würden schon fast eine Aufnahme in unsern Kreis bedeuten, wir erklären lieber nichts und nehmen ihn nicht auf. Mag er noch so sehr die Lippen aufwerfen, wir stoßen ihn mit dem Ellbogen (4) weg, aber mögen wir ihn noch so sehr wegstoßen, er kommt wieder.
Franz KAFKA
Erzählungen aus dem Nachlass
(vermutlich um 1920)
1 Das Quecksilber: le mercure
2 Immerfort, vgl. auch fortwährend: dauernd, ständig, immer wieder
3 Lästig: qui pèse; gène, dérange
4 Der Ellbogen: le coude
I. VERSION
Traduire en français du debut du texte à la ligne 15 ( … nicht sechs sein).
II. COMMENTAIRE
Les candidats se conformeront au nombre de mots indiqué pour chacune des six questions
1 : environ 50 mots
2 : environ 100 mots
3 : environ 100 mots
4 : environ 100 mots
5 : environ 50 mots
6 : environ 100 mots
1.
Wie ist der Text aufgebaut? Finden Sie für jeden Abschnitt einen Titel !
2.
– Was begründet und charakterisiert die Freundschaft der fünf?
– Welche Rolle spielt die Bemerkung der Leute, die die Anfangsszene beobachtet haben (Z. 6-7)?.
3.
– Worin besteht der Unterschied zwischen den fünf und dem sechsten?
– Mit welchen Argumenten begründen die fünf Freunde ihren Entschluss, den sechsten nicht zu akzeptieren?
– Wie kann man diese Begründung beurteilen?
4.
– Warum sagen die fünf Freunde » wir erklären lieber nichts »? – Was müssten sie erklären?
– Was bedeutet ihre Reaktion auf die Versuche des sechsten, mit ihnen zu kommunizieren (Z. 21-22, ,,Mag er noch so sehr die Lippen aufwerfen, wir stoßen ihn mit dem Ellbogen weg »)?
5.
Worauf beruht die Ironie dieser Erzählung?
6.
Inwiefern handelt es sich bei den fünf Freunden und bei dem sechsten um symbolische Gestalten?